Novartis Natur-Erlebnis-Park

Kurzporträt

Kontakt & Adresse: Novartis Pharma Produktions GmbH D – 79664 Wehr / Südschwarzwald
Planer: Reinhard Witt & Katrin Kaltofen
Besichtigung auf Anfrage möglich: Besichtigung jederzeit möglich, es ist ein öffentliches Gelände außerhalb des eigentlichen Betriebsgeländes
Planung: 07/16 – 10/16
Ausführung: 10/16 – 09/17
Größe: 3800 m2
Bewegte Massen: ca. 2000 m3
Gesamtkosten: ca. 50 €/m2

Gemeinschaftsprojekt von:

Dr. Reinhard Witt
Naturnaher Grünplaner
Rabenweg 18 A
D – 85356 Freising
E-Mail: reinhard@reinhard-witt.de
URL: www.reinhard-witt.de
Fachbetrieb für Naturnahes Grün – Empfohlen von Bioland

Katrin Kaltofen
blumt!
Dipl.-Ing. Katrin Kaltofen
Kiefernstr. 5
01097 Dresden
Mobil: 0173 571 26 25
E-Mail: alles@blumt.de
URL: www.blumt.de
Fachbetrieb für Naturnahes Grün – Empfohlen von Bioland

2016 wird im Novartis-Werk in Wehr be- schlossen, eine Fläche, die bei der kürzlich erfolgten Werkserweiterung angefallen ist, zum Natur-Erlebnis-Park für Mitarbeiter und Bürger umzugestalten. Wehr liegt am Südrand des Schwarzwaldes in der Nähe des Rheingrabens. Diese Region zeichnet sich durch eine hohe botanische und geologische Vielfalt aus. In unmittelbarer Nähe kommen verschiedenste Gesteinsarten wie Granit und Kalkstein vor. Der Boden vor Ort ist im Untergrund stark mineralisch geprägt, hier kommen Kiesgelege zum Vorschein. Ausgangsbestand ist eine 3800 m2 große grasbetonte Grünfläche ohne besonderen Wert. Es sind keine seltenen oder geschützten Lebensräume, Tier- oder Pflanzenarten betroffen. Insgesamt sind die natürlichen Standortbedingungen und Lebensgemeinschaften durch anthropogene Einflüsse stark verändert. In dieser relativ artenarmen Umgebung bedeutet eine naturnahe, artenreiche Planung mit einer Vielzahl von Lebensräumen für Flora und Fauna eine bedeutende ökologische Aufwertung.
Ziel ist es, die landschaftliche Qualität und Vielfalt der für die Region typischen Lebensräume an dieser Stelle aufzuzeigen. Neben wichtigen Strukturelementen sollen sich auch typische Pflanzenarten der Region im Gelände wiederfinden. Dieser regionale, landschaftliche Bezug zeigt sich auch in der Verwendung von standorthei- mischem Saatgut, wo immer möglich. Auch die Gehölze für dieses Projekt sollten mög- lichst aus dem Naturraum stammen. Bei der Pflanzplanung wird besonderer Wert auf die Berücksichtigung der in der Region heimischen Arten gelegt.
Im Einzelnen sind u. a. folgende Maßnahmen geplant:

  • magere, fette, feuchte Wildblumenwiesen
  • magere Wildblumensäume
  • Heckenstrukturen
  • Trockenstandorte aller Art aus Sand, Kies, Schotter
  • Trockenmauern & Lesesteinhaufen
  • Totholzstrukturen wie Wurzelstöcke, Asthaufen, Totholzstämme

Bei der Umgestaltung wird im Besonderen auf allen Flächen versucht, neben der langfristigen Reduktion der Pflegekosten vor allem die Lebensmöglichkeiten zum Teil landesweit gefährdeter Arten zu ver- bessern. Dies wird durch Einbringen neuer Wildpflanzen in Form von Ansaaten und Pflanzungen, aber auch durch Umstellung im Pflegerhythmus erfolgen. Auf diese Weise werden die Flächen zu einem wertvollen Refugium für eine große Zahl andernorts ins Hintertreffen geratender Wildpflanzen und Tiere. Dass dadurch auch der ästhetische Wert, die Optik, die Erlebnisqualität der Flächen steigt, und so auch für Mit- arbeiter ein ansprechenderes Umfeld geschaffen wird, ist ein willkommener Nebeneffekt. Damit wird ein erheblicher Beitrag zur Erhöhung der Biodiversität geleistet.
Die Umsetzung erfolgt in mehreren Etappen von Oktober 2016 bis September 2017 unter Beteiligung etlicher Naturgarten-Profi- Praktikanten, verschiedener Fachfirmen und einiger Novartis-Mitarbeiter. Besonders engagiert war Ralf Engel dabei, der das Projekt auch angestoßen hat. Zuerst wird das Gelände stark modelliert. Schon auf Substratebene wird dann die größtmögliche Vielfalt aus regionalen Baustoffen geschaffen. Neben Rheinkies, Granit- & Kalkschotter und verschiedenen Sanden wird auch der lokale Unterboden begrünt. Zusätzlich werden zahlreiche Strukturelemente eingebracht: Wurzelstöcke, aufrechtes Totholz, Steinhaufen, Felsriegel, Trockenmauern. Anschließend werden auf zwölf verschiedenen Standorten insgesamt 575 Gehölze in 114 Arten gepflanzt, davon der Großteil autochthone Pflanzen. Dazu kommen 4.780 Wildstauden in 182 Arten. Es werden 10 verschiedene Ansaatmischungen mit zusätzlich 151 verschiedenen Einzelarten gesät. Im Herbst 2017 werden noch 17.825 Blumenzwiebeln in 162 Arten gesteckt.
Schon im Jahr der Anlage und noch viel mehr in der zweiten Vegetationsperiode wird die zukünftige Vielfalt sichtbar. Auch die anfängliche Skepsis in der Be- völkerung „Was soll denn der ganze Kies und Schotter?“ hat großer Begeisterung Platz gemacht. Schnell sind auch die ersten tierischen Bewohner zu finden. Schwal- benschwänze haben schon im ersten Jahr ihre Eier am angesäten Fenchel abgelegt. Neben dem schon fast obligatorischen Distelfinken-Schwarm ist untern anderem der Bluthänfling zu finden. Zahllose Wildbienen und Falter schwirren über das Gelände, und auch andere Insekten sind in großer Zahl unterwegs. Hier könnte man das allgegenwärtige Artensterben fast vergessen.
Im ersten Jahr wird das Gelände noch fachgerecht gepflegt, danach geht es nur noch mit den Subunternehmern der Novartis. Das mag für Blumenwiesen ausreichen, ist aber für sensible Trockenstandorte, die eine längere Entwicklungspflege brauchen, nicht ausreichend. Auch hier konnte eine Lösung gefunden werden: Ralf Engel übernimmt mit seiner Gruppe des Schwarzwaldvereins die Pflege der Trockenhänge. So kann man jetzt hoffen, dass sich die vielen seltenen Arten und wertvollen Lebensräume lange Zeit behaupten können.