Natur-Schaugarten an einem Wohnhaus mit Bürogebäude

Kurzporträt

Kontakt & Adresse: Wolfgang Herch und Kerstin Gruber, D – 91413 Neustadt a. d. Aisch
Baujahr: 2014, Bau durch Fa. Luthardt Sugenheim, geplant durch Kerstin Gruber Freiraumplanung, Pflege erfolgt durch Besitzer und Bewohner
Größe: Hofraum und halböffentlicher Bereich am Büro ca. 250 m2 (Grundstücksgröße insgesamt ca. 800 m2)
Wildpflanzenarten: ca. 20 Wildsträucher und Wildrosen, ca. 30 Wildstau- denarten, 7 Blumenzwiebelarten
Wildpflanzensaatgut: Blumenschot- terrasen, Wärmeliebender Saum, Saum Sylphe, Blumenrasen, Blumenwiese, Einzelsaatgut verschiedener Wildblu- men (u. a. Silene armeria, Primula veris, anthyllis vulneraria, Silene nutans, Petrorhagia saxifraga, Myosotis sylvatica )
Besondere Merkmale: Verwendung regionaler Natursteinmaterialien (Muschelkalk)

Freiraumplanung Kerstin Gruber
Kleinerlbacher Ortsstraße 32
91413 Neustadt a.d. Aisch
Festnetz 09161 88350-12
kontakt@gruber-freiraumplanung.de
www.gruber-freiraumplanung.de
Fachbetrieb für Naturnahes Grün – Empfohlen von Bioland

Projektbeschreibung:
Der Neubau von Wohnhaus und Bürogebäude am Dorfrand Kleinerlbach als eingemeindeter Stadtteil von Neustadt a. d. Aisch und direkt an einer Ausgleichsfläche des angrenzenden Baugebietes gelegen, hatte fast zwangsläufig eine naturnahe Gestaltung der Außenanlagen zur Folge. Der fließende Übergang in die Landschaft bzw. hin zur Ausgleichsfläche bot außerdem die Chance, den eigentlichen privaten Gartenraum optisch zu vergrößern. Da ein Teil des Grundstückes auch für den Bau des Bürogebäudes genutzt werden musste und damit einen halböffentlichen Charakter hat, war ein anspruchsvoller Kompromiss zwischen naturnah und ästhetisch ansprechend gefordert. Auch sollten Wohnhaus, Garage und Büro als eine typisch fränkische Hofstelle arrangiert und Materialien verwendet werden, die möglichst regional sein sollten und gestalterisch gut miteinander harmonieren. Der Muschelkalk wurde als Leitgestein ausgewählt. Daraus sind alle Trockenmauern, Treppenstufen, Sitzquader, Gartenwege und Gabionen gebaut. Die Pflasterbeläge im öffentlichen Bereich des Hofes und am Bürozugang sind mit einem Betonpflasterbelag in Muschelkalkoptik ausgeführt. Vor den Mauern wurden die Pflastersteine bewusst nicht zugeschnitten, sondern bilden einen unregelmäßigen Abschluss auf einem Schotterbankett. Der Stellplatz am Büro wurde mit Rasenfugen verlegt. Die Fugenverfüllung ist mit extensivem Dachsubstrat und der Fugenmischung von Rieger-Hofmann ausgeführt worden. Hier hat sich vor allem der Thymian durchgesetzt. Das extensive Dachsubstrat wurde auch auf den Flachdächern von Büro und Garage verwendet und mit Sedumsprossen begrünt. Die äußerst geringe Schichtdicke von 4 – 6 cm und die extreme Trockenheit in der Region erlauben wohl dauerhaft eher eine Mischung aus Sedum und Moos, da auf Düngung bislang verzichtet wird. Dafür ist hier auch so gut wie kein Pflegeaufwand notwendig.
Ein mit Trockenmauern eingefasstes Beet vor der Büro-Nordseite ist als halbschattiges Wildstaudenbeet angelegt worden. Die Zwischenräume wurden mit Silene armeria angesät, was sich wenige Wochen nach der Ansaat zu einem pinkfarbenen Teppich entwickelt hat. Inzwischen haben die Stauden die Flächen komplett eingenommen.
Der Blick aus den großen Bürofenstern in Richtung Westen richtet sich auf eine unregelmäßige Treppenanlage aus gesägten Muschelkalkstufen, die Vorderseite gebrochen. Den Treppenaufgang in den privaten Gartenbereich flankieren beidseitig mit Zugsteinen (unregelmäßig tiefe Muschelkalksteine) terrassierte Pflanzflächen mit vor allem Polsterstauden. Die Aufweitungen der Treppenanlage sind mit großen Krustenplatten gestaltet, deren Fugen mit Blumenschotterrasen angesät worden sind. Aufgrund der Geländesituation waren größere Höhensprünge zu überwinden, die aus statischen und Platzgründen als senkrechte Mauern mit Betonelementen gebaut worden sind. Diese sind mit Gabionen verblendet worden, die teilweise als Rankhilfen für Kletterpflanzen dienen. Solch eine Gabionenwand prägt auch den Zugang zum Büroeingang.
Der benachbarte öffentliche Grund, als Ausgleichsfläche im B-Plan konzipiert und als Blumenwiese angelegt, wurde zumindest entlang der Büro-Südseite als ein ca. 3 m breiter Wall mit wärmeliebendem Saum angesät und dadurch artenreicher als der Rest der Fläche entwickelt. Dazwischen wachsen Wildrosen, die langfristig eine Rosenhecke als Sichtschutz zur Büroterrasse bilden sollen.
Da die Ausgleichsfläche auch nur einmal im Jahr gemäht wird, haben sich die Saumarten auch in die Wiesenflächen hinein gesät und machen damit einen Übergangsstreifen deutlich artenreicher als den Rest der Fläche. Durch individuelle Mahd von Streifen kann die Entwicklung der Artenvielfalt gesteuert werden.
Der obere rein privat genutzte Gartenbereich hat noch ein Sitz-Atrium als Feuerstelle und einen Gartenteich. Die Rasenfläche wurde mit einer Blumenrasenmischung angesät, die noch mit einzelnen Blumenarten, u. a. Wiesensalbei ergänzt worden ist.
Die zahlreichen Fugen und Mauerritzen wurden sofort besiedelt. Bereits ein Jahr nach der Anlage konnten Zauneidechsen beobachtet werden. Inzwischen sind diese sehr zahlreich vorhanden. Wildbienen und Schmetterlinge sind regelmäßige Gäste und Bewohner. Als Schmetterlinge konnten vor allem Schachbrettfalter, Kleiner Fuchs, Bläulinge und leider immer nur einmal pro Jahr ein Schwalbenschwanz beobachtet werden. Regelmäßig kommt eine Gruppe Distelfinken als Nahrungsgäste und ver- sorgt sich an den Hochstauden der Säume. Der Gartenteich ist inzwischen auch Anzie- hungspunkt von Amphibien. Neben Teich- molchen haben nun auch Teichfrösche ihr Domizil entdeckt. Und die inzwischen gut etablierten Wildpflanzen wandern auch in die Gärten und Randflächen der unmittel- baren Umgebung …