Von der Unkrautwüste zum Naturgarten in Hamburg

Kurzporträt

Kontakt & Adresse / Standort des Gartens: D – 22417 KGV Diekmoor II, Hamburg-Langenhorn
Besichtigung auf Anfrage: ja
Baujahr/Bauzeit: 2011/2012
Größe: 595 m2
Wildpflanzenarten: mehrere Hundert
Wildpflanzensaatgut: Rieger-Hofmann (Bunter Saum, Ufersaum, Schmetterlings- und Wildbienensaum, Blumenkräuterrasen, Blumenschotterrasen,
Einzelarten)
Naturmaterialien: Findlinge, Hannoveraner Muschelkalkstein für freistehende Trockenmauer (Gehegebegrenzung), Recycling von Betongehwegplatten, viel Totholz liegend und stehend, Naturschotter 0/32, Glensanda-Schotter 0/12

Planung und Ausführung:

Lory Naturgarten
Grit Lory
Luhestraße 5a
D – 21376 Salzhausen
Telefon: 04172 9699728
post@lory-naturgarten.de
www.lory-naturgarten.de
Fachbetrieb für Naturnahes Grün – Empfohlen von Bioland

Bioland Zertifikat

Projektbeschreibung:
Als ich 2011 nach Hamburg kam, war einer meiner dringendsten Wünsche ein eigener Garten. Mitte April 2011 fand und übernahm ich einen total verwilderten und vermüllten Kleingarten, zugewuchert mit größtenteils exotischen Gehölzen: Blaufichte, Nordmanntanne, Ranunkel, Kirschlorbeer, riesige Bambusse, Thuja usw. Ich nahm ihn trotzdem. Schon nach zwei Jahren war er nicht mehr wiederzuerkennen. In einer großen Aktion wurden die Gehölze gefällt und gerodet. Aus rein pragmatischen Gründen entstand am unteren Ende des Gartens eine Totholzhecke – um die Entsorgung von 24 cbm Schnittholz zu sparen. Und mittlerweile ist diese Totholzhecke sehr belebt. Die 3 cbm Bauschutt, die bei den Arbeiten aus dem Boden auftauchten, habe ich zum Teil ins Fundament um die Laube herum „verklappt“, zum Teil doch entsorgen müssen. Für Trockenmauern oder ähnliches waren diese Betonbrocken leider nicht zu gebrauchen. Dafür erhielten die alten 50-cm-Betongehwegplatten einen neuen Sinn, als ich damit den Süd- und Ostbereich um die Laube pflasterte.
Der Garten ist ca. 500 qm groß, langgezogen, auf ehemaligem Niedermoor gelegen, demzufolge fast nie trocken, und im Winter und Frühjahr oft sogar sehr nass, im Bereich der Obstwiese sogar überschwemmt.
Im höheren östlichen Teil ist der eigentliche Naturgarten angelegt. Dort befindet sich die Laube, davor zum Weg hin der mit einem niedrigen Friesenwall abgefangene Vorgarten, in dem eine bunte Wildrosenhecke sich entwickelt. Mittlerweile ist sie durch den üppigen Bunten Saum hindurchgewachsen. Die Laube wird eingesponnen von Clematis und Kletterrosen. Die Terrasse und die Hauptwege durch den Garten sind als Naturschotterwege angelegt und eingesät. Der Höhensprung an der Terrasse ist durch einen niedrigen Friesenwall abgefangen. Neben dem Gartenteich blüht üppig ein niedriges Wildstaudenbeet, und hinter einem Biotopbestandteil des Niedermoores – ein kleiner Sandrasen links und rechts des Weges – teilt das Beet mit den hochwachsenden Wildstauden den eigentlichen Naturgarten vom Gemüsegarten ab. Hier wird in vierjähriger Fruchtfolge intensiv (aber natürlich voll biologisch!) Gemüse angebaut. Eine kleine Hecke aus Beerenobststräuchern trennt den Gemüsegarten von der kleinen Obstwiese, auf der einige alte Apfelbäume mit jungen Hochstämmen ergänzt wurden. Ein Imker hat einige Bienenvölker aufgestellt. Es ist herrlich, neben den Stöcken zu sitzen und dem Summen zu lauschen. Außerdem bekomme ich jedes Jahr ein paar Gläser Honig geschenkt, ganz abgesehen von der Bestäubungsarbeit an meinen Obstgehölzen.
Der Garten ist ringsum begrenzt von bunten Hecken aus heimischen Sträuchern, die die ebenfalls dort eingesäten Bunten und Schmetterlings- und Wildbienensäume mittlerweile überwachsen haben.
Im August 2012 hatten wir in einer großen Aktion die Wege, die Beete und den Teich gebaut, danach kam das große Pflanzen. Als der Garten dann endlich fertig angelegt war, sah er traumhaft aus, aber noch sehr kahl. Nur 10 Monate später jedoch, im Sommer 2013, war von kahlem Boden eigentlich nichts mehr zu sehen. Der Garten war üppig, bunt und bombastisch schön.
Der Teich ist noch immer ein Abendteuer für sich. Als er ein paar Tage alt war, kamen schon die ersten Wasserläufer, und dann fast jeden Tag jemand Neues: Rückenschwimmer, Gelbrandkäfer (aber der war bald wieder weg), und schon nach zwei Wochen fand ich den ersten Molch. Dann tanzten verschiedene Libellenarten um ihn herum und bildeten ihre Paarungsräder. Ein knappes Jahr nach Entstehung war der Teich voller Libellenlarven, auch Teichschnecken hatten ihren Weg schon gefunden. Amsel, Singdrossel, Eichhörchen, Eichelhäher, Buntspecht und natürlich die Bienen sind regelmäßige Gäste am Ufer. Nun schlüpfen dort jedes Jahr zig Libellen, auch Frösche haben inzwischen ihren Weg hierher gefunden – und das mitten in Hamburg.
Natürlich gab es auch Rückschläge: Viele Pflanzen sind eingegangen und mussten ersetzt werden, einige Ansaaten sind nicht gekommen. Aber das merke ich eigentlich nur, wenn ich mal wieder einen Blick in die Pflanzplanung werfe und feststelle, dass ja diese oder jene Art, die geplant und gesetzt bzw. gesät wurde, gar nicht da ist. Der Platz ist dann sofort von anderen Arten eingenommen worden. Nach etwa anderthalb Jahren schon trug sich der Garten fast von selbst, ich muss nur noch wenig eingreifen. Reges Tierleben hat sich eingestellt.

Bioland Zertifikat

Knapp zwei Jahre nach dem Anlegen

Sommer 2017 nach teilweise Umgestaltung