Der Natur-Erlebnis-Schulhof der Grundschule Kammerstein-Barthelmesaurach

Kurzporträt:

Kontakt: Grundschule Kammerstein-Barthelmesaurach, Nördlinger Straße 23, 91126 Kammerstein-Barthelmesaurach
Besichtigung möglich: Ja, auf Anfrage an der Schule
Baujahr/ Bauzeit: Umgestaltung in Etappen 2010 – 2012, Pflege zweimal jährlich 
Größe: ca. 1000 m²
Wildpflanzenarten: 274 Gehölze und Stauden in 90 Arten, davon mehr als 80% biologisch-einheimisch
Wildpflanzensaatgut: Blumen-Schotterrasen (Hof-Berggarten)
Besondere Merkmale / Naturmaterialien: Kleines Amphitheater, Stämme-Mikado, Kletterseil am Hang, Hangrost, Robinien-Seile-Anlage, Hüpf-Palisaden, Kriech-Röhre mit 150 cm Durchmesser (für Rollstuhl-Durchfahrt geeignet!) mit Hügel, Mosaik-Drache von Heinz Krautwurst, Jura-Mauerplatten u. Jura-Böschungssteine, Eichenstämme
Zertifizierung: 2012 

Firmendaten Fachbetrieb:

Naturnahe Grünplanung
Norbert Steininger
Pfarrfeldstraße 12
96050 Bamberg                     
Telefon: 0951-9176343
E-Mail: n.steininger@arcor.de

Projektbeschreibung

Ausgangslage: Das mit ca. 1000 m² relativ kleine Schulgelände liegt am Fuße eines bewaldeten Nordhangs und ist den größten Teil des Tages weitgehend beschattet. Große Teile der Fläche waren gepflastert, u. a. waren 6 Stellplätze für PKW vorhanden, die zuletzt aber als solche nicht mehr genutzt wurden. Bei der Renovierung des Schulgebäudes in den Jahren 2009/10 hatte der Architekt die Nordseite des Schulhofes zur Straße hin mit einer Hainbuchenhecke einsäumen lassen. Schule und Elternschaft wünschten sich einen naturnahen Schulhof und nahmen daher im Jahr 2010 Kontakt mit mir auf. Da ein Schüler der 3. Klasse Rollstuhlfahrer ist, bestand auch der Wunsch, dass große Teile des Geländes mit dem Rollstuhl befahrbar sein sollten. Wünsche der Grundschüler sowie von LehrerInnen und Eltern waren neben einem Ruhebereich mit kleinem „Amphitheater“ die Einbeziehung der vorhandenen Tischtennisplatte, ein Stämme-Mikado, ein Hangrost sowie ein Kletterseil am Hang, Platz für einen „Surprise-Ball“-Korb, eine Balancieranlage aus Robinienhölzern mit Seilen, eine „Baustelle“ für die Kinder sowie ein Hügel mit eingebauter Kriechröhre. Die Hüpfpalisaden im Westen des Schulhofs angrenzend an das Schulgebäude waren bereits von den Eltern in Eigenregie gesetzt worden.

Planung: Die Planung des Geländes erfolgte in enger Abstimmung mit Schule und Elternbeirat. Ruhe- und Bewegungsbereich sollten durch Hochbeete aus Trockenmauern, bepflanzt mit Wildsträuchern und Wildstauden, getrennt werden, Ruhebereich und Wege barrierefrei bleiben. Der im Norden zur Straße hin gelegene Streifen sollte mit heimischen Wildstauden auf Mineralbeton bestückt werden.

Projekt-Umsetzung: Bei meinen Schulhof- und Kindergarten-Projekten sind Schule, Schüler und Schülereltern an der Planung maßgeblich beteiligt,  auch die Umsetzung wird von den LehrerInnen, Schülern und Eltern unter meiner Anleitung vorgenommen. Gegebenenfalls werden lediglich die Grobmodellierung sowie das Setzen schwerer Materialien (große Steinblöcke, Kriechröhren) von Baufirmen erledigt. Die Arbeiten der Schule und der Eltern werden in der Regel durch einen Radlader unterstützt.
In Barthelmesaurach wurden die Steinblöcke im Herbst 2010 von einer Gartenbaufirma, die nebenan mit der Gestaltung eines Sportplatzes beschäftigt war, mittels eines Kleinbaggers gesetzt. Im Mai des folgenden Jahres fand dann eine Projektwoche statt, in der vorwiegend der „Ruhebereich“ mit Tischtennisplatz gestaltet wurden. Die Grundschüler beseitigten Pflaster, setzten später Wildstauden und erledigten weitere leichtere Arbeiten. Eltern und LehrerInnen bauten Trockenmauern, setzten mit Unterstützung von Traktoren einiger Landwirte die Sitzsteine und versetzten die schwere Tischtennisplatte aus Stein. Auch der Bauhof war an den Maschinenarbeiten beteiligt. Zwischen die Trockenmauern wurde Mineralbeton 0/32 gefüllt, auch der Boden wurde mit Mineralbeton überzogen und mit einer Rüttelplatte verfestigt. Als letzte Schicht wurde Brechsand aufgebracht.
Das lange Pflanzbeet an der Straße wurde mit Mineralbeton befüllt und mit heimischen Wildstauden von den Kindern bepflanzt. In die Böschung zum Wald hin wurde aus Eichenstämmen ein sog. Hangrost zum Klettern und Sitzen eingebaut. Der „Surpriseball“-Korb wurde im Anschluss vom Bauhof einbetoniert.
An drei Tagen im Oktober 2010 wurde schließlich der Spiel- und Bewegungsbereich fertiggestellt. Aus Eichenstämmen wurde ein „Stämme-Mikado“ gestaltet, aus Robinienstämmen und Seilen eine Balancieranlage, im oberen Hangbereich entstand eine Spiel-„Baustelle“. Ein Kletterseil an einem kurzen Robinienstamm wurde später am Hang montiert. Zwischen den Bereichen wurden Schotter- und Pflasterwege (mit den vorhandenen Pflastersteinen) angelegt. Ganz im Westen des Pausenhofes wuchs ein Hügel über ein 3 m langes Kriechrohr aus Beton. Da ein Kind in einem Rollstuhl ebenfalls durch diese Röhre fahren sollte, wurde ein Kanalrohr mit einem Durchmesser von 1,50 m bestellt. Nicht ganz einfach war es, ein Rohr mit diesem Durchmesser aus der Nähe zu bekommen und schließlich auch, dieses 3 m-Stück an Ort und Stelle zu platzieren. Das große Fahrzeug mit Autokran passte gerade so durch die Hofeinfahrt.
In den letzten Tagen der Projektumsetzung waren das Kollegenteam um die Rektorin Gudrun Jüttner, die engagierten Eltern um die Elternbeirätin Renate Brunner und die Schülerinnen und Schüler eine so eingewachsene Mannschaft, dass es einer Anleitung kaum noch bedurfte! Immer wieder halfen – oft ganz spontan – Eltern und Landwirte mit ihren Maschinen aus. Im Frühjahr 2012 wurden letzte Arbeiten verrichtet, unter anederem das Geländer über dem Tunnel mit von den Kindern wunderschön bemalten Brettern ausgestaltet.

Norbert Steininger