Der Natur-Erlebnis-Schulhof der Grundschule Roßtal

Kurzporträt

Kontakt & Adresse: Grundschule Roßtal, Schulstraße 20, D – 90572 Roßtal
Besichtigung auf Anfrage: Ja
Baujahr / Bauzeit: Umgestaltung 2012 und 2013/14
Pflege: 2x / Jahr
Größe: ca. 1700 m2
Wildpflanzenarten: gepflanzt: 533 Gehölze und Stauden in 140 Arten, davon mehr als 80 % biologisch/einheimisch
Wildpflanzensaatgut: Mischungen: Blumen-Schotterrasen, Wärmelieben- der Saum; Einzelsaatgut in 28 Arten (Hof Berggarten u. Rieger-Hofmann)
Besondere Merkmale / Natur­materialien: Trockenmauern aus recycelten Pflastersteinen der historischen Ortsmitte, Jurakalk-Steinblöcke, Elemente aus Eiche und Robinien
Zertifizierung: 2015

Naturnahe Grünplanung
Norbert Steininger
Pfarrfeldstraße 12
96050 Bamberg 3
Festnetz: 0951 9176343
n.steininger@arcor.de
Fachbetrieb für Naturnahes Grün – Empfohlen von Bioland

Projektbeschreibung

Ausgangslage: Das ca. 1700 m2 große Schulgelände war größtenteils mit einem rötlichen Tartanbelag überzogen, auf der Westseite entlang des Gebäudes in einem breiten Streifen gepflastert. Im Westen befindet sich auch der Hauptteil der Pausenhof-Fläche. Dort waren ursprünglich zwei kleine Bäume mit einer recht großen, quadratischen Einfassung mit Betonrabatten eingegrenzt. Bei der Erstbesichtigung war nur noch einer der Bäume vorhanden. Die einzigen Spielmöglichkeiten waren eine Tischtennisplatte sowie drei einfache Reckstangen zwischen vier maroden Holzpfosten, sowie eine große, aber unattraktive Sandgrube. Auf der schlauchartigen Fläche der Südseite befand sich eine Sitzarena aus Beton-U-Steinen. Die Pflanzfläche zwischen Schulgebäude und Tartanbahn war vollständig mit Cotoneaster-Sträuchern bedeckt. Das einzig Attraktive für Kinder auf dieser Seite ist eine an der Grundstücks- grenze befindliche, langgestreckte Hecke aus größtenteils heimischen Wildsträuchern, die von den Kindern zum Verstecken und für Rollenspiele genutzt wird. Diese Hecke sollte natürlich erhalten bleiben. Die sehr kleine Fläche auf der Ostseite war mit wild wachsenden, bis zu drei Meter hohen Robinien zugewuchert.
Planung: Mit der Schulleiterin, Frau Christine Gerhardt, hatte ich bereits bei einem großen Schulhof-Projekt in Cadolzburg-Egersdorf 2001/02 zusammengearbeitet, als sie damals die Grundschule leitete. Bereits 2010 fanden erste Planungsgespräche in Roßtal statt und erste Planungen wurden entworfen. Die Schule hatte bereits mit den Schülern Modelle gebaut und die wichtigsten Elemente für den Schulhof nach Befragungen der Schüler zusammengestellt. Gewünscht wurden ein Spielturm, Balan- cier-Baumstämme, ein Weidentunnel, ein Freiluft-Klassenzimmer, Sitzgelegenheiten und eine Ballspielfläche. Erst kurz vor Baubeginn des 2. Bauabschnittes wurde noch eine Rutsche einbezogen. Es wurde ein „Schul- hof-Forum“ mit Vertretern der Gemeinde, des Bauhofs, der Eltern und der Lehrerschaft einberufen Die Umsetzung des Projektes sollte sich in zwei Schritten vollziehen.
Projekt­umsetzung: Im ersten Bauabschnitt 2012 sollten die Süd- und die kleine Fläche der Ostseite umgestaltet werden. Ursprünglich sollte das gesamte Vorhaben als „Mitmach“-Projekt mit Eltern, Schülern und Lehrern durchgeführt werden. Ein Ge- meindevertreter hatte jedoch die Teilnahme der Gemeinde als Gastgeber für junge Men- schen an einem sog. Workcamp initiiert, bei dem die Teilnehmer in einem Land ihrer Wahl an verschiedenen Projekten mitarbeiten (z. B. Wald aufforsten, Spielplätze sanieren etc.). Die Jugendlichen sollten beim Bauhof der Gemeinde mitarbeiten, worüber sich der Bauhofleiter, Herr Ohr, nicht unbedingt begeistert zeigte. Ich wurde gefragt, ob ein solches Workcamp auch im Rahmen der Schulhof-Umgestaltung möglich sei. Nachdem ich das begrüßte, waren Gemeinde und Bauhofchef sichtlich erleichtert.
Der sehr engagierte und kooperative Roßtaler Bauhof entfernte vor Projektbeginn den Tartanbelag, die Betonrabatten und U-Steine und baggerte die vorhandenen Pflanzflächen aus, um Robinien-Nachwuchs und Cotoneaster samt Wurzeln zu beseitigen. In den Sommerferien kam dann eine 15-köpfige Gruppe junger Menschen im Alter von 16 – 25 Jahren aus verschiedenen Ländern (Japan, Korea, Ukraine, Russland, Georgien, Türkei, Frankreich und Deutschland), um den 1. Teil des Schulhofs, den Ruhebereich, umzugestalten. Es wurde drei Wochen an je vier Tagen gearbeitet. Ein Mitarbeiter des Bauhofs, Harald Gärtner, war ständig beteiligt, andere, sobald sie gebraucht wurden, z.B. für Materialnachschub. Herr Gärtner war ein echter Glückstreffer, sein Umgang mit den Jugendlichen war einfach wunderbar. Die Verständigung mit den jungen Leuten erfolgte auf Englisch. Die Pflanzbeete wurden mit Mineralbeton befüllt. Die Wege wurden mit sogenanntem Odenwälder Felsenkies, eine Art Brechsand, abgedeckt. Der lange, befahrbare Weg an der Südseite wurde mit leichten Kurven versehen. Auf der kleinen Fläche im Osten wurden zwei Hochbeete (Trockenmauern) für Küchenkräuter errichtet. Mit Naturstein- Quadern aus Jura-Kalk gestalteten wir eine zweistufige Sitzarena, die als Klassenzimmer im Freien genutzt wird. Die Hecke an der Grenze blieb erhalten, die Böschung zum Haus und andere Flächen wurden mit heimischen Wildpflanzen bepflanzt. Zusätzlich wurden viele Einzelarten eingesät. Am Ende wurde noch ein kleines Sträucher-Labyrinth angelegt.
Dem 2. Bauabschnitt 2013 ging ein weiteres Treffen des Schulhof-Forums vo- raus. Im Sommer sollte der Spiel- und Bewegungsbereich mit Eltern, Schülern und Lehrern gebaut werden. Der Bauhof bereitete die Fläche vor und schüttete Erdhügel auf die markierten Flächen. Mitte Juni wurde dann eine Woche lang mit Erwachsenen und Kindern gearbeitet. Es entstanden im Wesentlichen drei Hügel für Rutsche, Stelzenhaus und Kriechtun- nel, die über Eichenstämme zum Balancieren miteinander verbunden sind. Für die Trockenmauern, die die Hügel zum größten Teil einfassen, wurden die großen Pflastersteine aus der Altortsanierung verwendet. Die obere Mauerreihe musste jedoch wegen der geringen Größe der Steine festgemörtelt werden. Für das Stelzenhaus wurden vier Robinienstämme einbetoniert. Zwei Hochbeete und die Hügel wurden von den Grundschülern mit heimischen Wildblumen und Wildgehölzen bepflanzt. Letzte Arbeiten wie der Einbau der Rutsche, Rutschenaufgang etc. wurden an einem Wochenende im Herbst erledigt. Das scheinbar schief stehende Stelzenhaus wurde nach meinen Plänen von einem Zimmermann gefertigt. Im Frühjahr 2014 baute schließlich der Weidenspezialist Robert List vom Kul- turverein Deberndorf zwei Wiedeniglus, die durch einen Weidentunnel miteinander verbunden sind. Zudem gestaltete das Künstlerehepaar Krautwurst mit Eltern und Schülern mit Mosaikfliesen beklebte Sitzbänke am Kriechtunnel. Pflege und Pflegeanleitung findet seit 2012 an zwei Terminen im Jahr statt.