Kontakt & Adresse: Verantwortlich vor Ort: Kreisfachberater für Obst- und Gartenbau beim LRA Main-Spessart Hilmar Keller
D – 97267 Himmelstadt am Mainufer
Baujahr: 2017, Bau durch Firma Müller Landschaftsbau GmbH Arnstein, ergänzt durch Bauhof Landkreis Main-Spessart, geplant durch Kerstin Gruber Freiraumplanung, Pflege erfolgt durch Gemeinde/Bauhof Himmelstadt und fachliche Betreuung durch Kreisfach- berater in regelmäßiger Abstimmung mit Planer
Größe: 800 m2
Wildpflanzenarten: ca. 15 Wildsträucher, ca. 70 Wildstaudenarten, ca. 8 Blumenzwiebelarten
Wildpflanzensaatgut: Blumenschotterrasen, Wärmeliebender Saum, Blumenrasen, Blumenwiese, Einzelsaatgut verschiedener Wildblumen (Anthirrinum majus, Euphorbia cyparissias, Linum perenne, Lunaria annua, Primula veris, Thymus serpyllum)
Besondere Merkmale: Totholz, Sitzbänke aus Eichen-Schwartenbrettern, Hochbeete mit regionaltypischen Pflanzenarten der trockenen wärmeliebenden und kalkreichen Mainhangkanten
Kurzporträt
Freiraumplanung Kerstin Gruber
Kleinerlbacher Ortsstraße 32
91413 Neustadt a.d. Aisch
Festnetz 09161 88350-12
kontakt@gruber-freiraumplanung.de
www.gruber-freiraumplanung.de
Fachbetrieb für Naturnahes Grün – Empfohlen von Bioland
Projektbeschreibung
In den letzten Jahren ist zu beobachten, dass immer mehr Hausgärten einer Beton-, Pflaster- oder Schotterdecke mit vereinzelten ausdauernden Sträuchern zum Opfer fallen. Dies ist u. a. darauf zurückzuführen, dass sich die Gartenansprüche im Laufe der Zeit verändert haben. Aus den einst pflegeintensiven Gemüse- und Nutzgärten wurden in den 70er Jahren Ziergärten mit standortfremden Pflanzen angelegt. In den letzten Jahren werden immer mehr Gärten „pflegeleicht“ angelegt, was in der Regel „geschottert“, „glatt und mit dem Besen gut sauber zu halten“ oder „unverwüstliches einheitliches Dauergrün ohne jegliche Artenvielfalt“ bedeutet und der Glaube besteht, man müsse solche Gärten nicht regelmäßig gießen.
Die ehemaligen Gartenflächen werden da- mit dem natürlichen Kreislauf entzogen, verlieren ihre ausgleichende Funktion in Bezug auf Temperatur und Luftfeuchtigkeit sowie ihre positiven Auswirkungen auf den Boden- und Wasserhaushalt, der sie im Vergleich zu versiegelten Flächen im Kleinklima so wertvoll macht. Dieser Wert gewinnt mit dem aktuellen Klimawandel (höhere Temperaturen in der Vegetationsperiode bei gleichzeitig zunehmender Trockenheit während der Wachstumsphase) an Bedeutung.
Selbstverständlich hat der Hausgarten für den Besitzer auch heute noch erwünschte und wichtige Funktionen, die er v.a. im gesellschaftlichen Bereich sieht. So ist der eigene Garten ein Ort, an dem man sich wohlfühlt, er soll als Refugium der Ruhe und Entspannung dienen, wo man den Alltag hinter sich lassen und neue Kraft sammeln kann. Je nach jeweiligem Lebensabschnitt muss der Garten für unterschiedliche Zwecke dienen: Als Spielfläche für Kinder, als Ort der Geselligkeit, als repräsentatives Wohnzimmer im Grünen oder eben als naturnaher, farbenfroher oder duftender Lebensraum.
Diese doch sehr stark auseinanderdriftenden Ansprüche
– pflegeleicht
– ausgleichende Funktion auf Klima, Boden und Wasserhaushalt
– zusätzlicher naturnaher Lebensraum
in Einklang zu bringen, setzt sich das Projekt „Natürlich Main-Spessart“ zum Ziel. Hier soll in Zusammenarbeit zwischen dem Landkreis Main-Spessart und der Gemeinde Himmelstadt unter Einbeziehung von Vertretern aus Naturschutz, der Imker und der Gartenbauvereine demonstriert wer- den, wie die ehemals intensiv bewirtschafteten Nutzgärten mit standortgerechten Pflanzen in natürliche Flächen umgewandelt werden können, die wesentlich weniger Arbeit, Wasser und Zeit erfordern und trotzdem die für Mensch und Natur angestrebte stressreduzierende (gesundheitsfördernde) Funktion erfüllen.
Die räumlichen Rahmenbedingungen
Den Garten direkt am Mainufer in Himmelstadt anzulegen, erschien zunächst nicht besonders glücklich, da das Grundstück im Bereich des 100-jährigen Hochwassers liegt und dies mit Sicherheit einige Auflagen zur Folge hätte. Da jedoch weitere Uferbereiche des Mains auch schon öffentlich genutzt sind und u.a. auch ein überregional bedeutsamer Radweg dort vorbei führt, wollte man am Standort festhalten. Die wasserrechtliche Erlaubnis wurde unter folgenden Auflagen erteilt:
– Entfernung Zaun und Einbauten (Schautafeln, Eingangsportal) muss immer möglich sein
– Möglichst keine Erhebungen planen, wenn dann nur in Fließrichtung des Mains. Für Erhebungen ist ein entsprechender Retentionsraum an anderer Stelle zu schaffen.
– Keine Fischfallen vorsehen, also keine Mulden, in denen bei Rückzug von Hochwasser Rückstände verbleiben.
– Außerdem sollte der Garten mit einem möglichst ebenen behindertengerechten Weg erschlossen werden. Eine Ebenmäßigkeit war daher Voraussetzung.
Somit waren wesentliche Eckpunkte für die Gestaltung gesetzt und der Entwurf hat- te nicht viel „naturnahen“ Spielraum. Auf eine rahmende Geländemodellierung mit Gehölzkulisse, die wir gerne um solch eine Anlage geplant hätten, musste leider verzichtet werde.
Die Planung
Dass der Schaugarten ein Naturgarten werden sollte, ist allein das Verdienst des Kreisfachberaters, der als überzeugter Naturgärtner für den Landkreis Main-Spessart ein aktives „naturnahes“ Zeichen setzen wollte.
Der NaturSchauGarten soll ein Lehr- und Anschauungsobjekt für eine überwiegend durch heimische Pflanzen und Materialien geprägte Gartenkultur sein und zur Nachahmung anregen. Die Gartenanlage zeigt, wie eine attraktive Grünflächengestaltung mit geringem Pflege- und Ressourcenbedarf, vor allem auch in Hinblick auf den Klimawandel, im eigenen Garten gelingt.
Wesentliche Bestandteile der Anlage sind standortgerechte heimische Gehölze, Stauden, Kräuter, regionaltypische Obstsorten und vorwiegend regionale Baustoffe und Bautechniken.
Zunächst erfolgte eine Vorauswahl von Naturgartenelementen, die auch in den Hausgarten übertragbar erschienen. Daraus wurde der Entwurf entwickelt. Eine wassergebundene Decke erschließt als Rundweg die randlich angeordneten Bereiche und Pflanzenstandorte. Die Mitte wird geprägt durch eine Wiesen- bzw. Rasenfläche mit regionalen Obstbaumsorten. Ein öfter gemähter Rasenweg trennt Wiese und Blumenrasen.
An der nördlichen Längsseite sind Hochbeete aus Trockenmauern angeordnet, die einmal Duftstauden und Kräuter zeigen und anderseits regionale kalkliebende Pflanzenarten. Als Baumaterial wurde Muschelkalk und Sandstein verwendet, der im Landkreis gleichermaßen vorkommt.
Der Eingangsbereich wird geprägt durch einen Belag aus polygonalen Muschelkalkplatten mit Fugen, die mit Thymian angesät worden sind.
Ein Gartenbeet zeigt auch den Anbau von Nutzpflanzen, die teilweise in Vergessenheit geraten sind.
Mit wassergebundener Wegedecke, Schotterrasenfläche, Polygonalplatten mit bewachsenen Fugen, Muschelkalkpflaster, Rasenweg und Holzhäckselweg sind verschiedene Oberflächen für naturnahe Wege dargestellt. Steinhaufen und Totholz sind Beispiele für Lebensräume bestimmter Tierarten, die auch im Garten dekorativ in Szene gesetzt werden können. Für die Sitzauflagen wurde die Spessarteiche als regionale Holzart verwendet.
Alle gezeigten Gartenelemente werden durch Schautafeln erklärt. Zusätzliche Informationen sind auf der Internetseite des Landkreises veröffentlicht. Belebt wird der Schaugarten durch ein interessantes Pro- gramm mit zahlreichen saisonalen Veranstaltungen.
Das Projekt wurde realisiert mit Fördermitteln aus dem LEADER-Programm.